LOSUNG DES TAGES

Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir.

Psalm 42,2

mehr

header_aktuelles

losungdesjahers

Leitsätze

leitsaetze

Kalender

Mai 2024
So Mo Di Mi Do Fr Sa
1 2 3 4
5 6 7 8 9 10 11
12 13 14 15 16 17 18
19 20 21 22 23 24 25
26 27 28 29 30 31

Kontakt

gemeindebuero

Sterben in Würde
woche fr das leben 2015Im Rahmen der bundesweiten  „Woche für das Leben 2015“ fand am 23.04.2015, im katholischen Gemeindezentrum, Enkheim, Barbarossastr. 59,  eine Podiumsdiskussion der katholischen und evangelischen Kirche zum Thema „Sterben in Würde“ statt.
Die Teilnehmer:

Dr. Leonhard Fricke, St. Katharinen-Krankenhaus  –  Geriater (Altersmediziner) mit palliativmedizinischer Weiterbildung
Wolf Lüben, Mitglied der ev. Kirchengemeinde Bergen Enkheim – ehrenamtlicher Krankenhausseelsorger und Sterbegleiter
Dr. Martin Lückhoff, Dekan des Kirchenkreises Hanau,  – Arbeitsschwerpunkt: Begleitung von Menschen an Schnittstellen des Lebens und Seelsorger
Moderation: Pfarrerin Kathrin Fuchs.
Pfarrer Uwe Hahner begrüßte die Anwesenden in seinem Haus und freute sich, über den Mut der Gäste, sich diesem schwierigen Thema zu stellen.

An Dr. Ficke wurde die Frage gestellt, wann beginnt ein Mensch zu sterben? Aus ärztlicher Sicht kann keine befriedigende Antwort gegeben werden, weil niemand den genauen Zeitpunkt des Todes angeben kann. Manchmal ist es daher auch für Ärzte schwierig zu erkennen, wann „das Sterben“ begonnen hat. Es ist ein Übergang und Ärzte besetzen hierbei eine wichtige Position und müssen sich vielen Problemen stellen: Gespräche mit den schwer Erkrankten und allen Beteiligten (Angehörige, Mitarbeiter) über den Sterbeprozess, über mögliche oder zu unterlassenden medizinische Maßnahmen, aus medizinischer Sicht die Einschätzung der verbleibenden Lebenszeit, sind lebensverlängernde Maßnahmen geboten, das Abwägen von Grenzen und Risiken medizinischer Maßnahmen. Ein Altersmediziner ist kein Sterbebegleiter und viele der medizinischen und therapeutischen  Maßnahmen zeigen Erfolge und es kommt nicht zu palliativen Maßnahmen, die dann bei fortschreitender Erkrankung und begrenzter Lebenserwartung einzuleiten sind. Dr. Fricke führte aus, das Krankenhaus sei in der heutigen Zeit ist kein Ort zum Sterben. Wenn der Fall aber eintritt, sollte das  Krankenhaus  in der Lage sein, den Betroffenen in Ruhe und Würde sterben zu lassen.
Bei den zutreffenden medizinischen Behandlungen ist die Meinung des Betroffenen wichtig, falls dieser sich nicht mehr artikulieren kann, gibt es Angehörigen, die in seinem Namen sprechen können, gibt es eine Patientenverfügung? Diese Dinge gehören geklärt und geregelt, damit die Ärzte im Sinne der Betroffenen und damit in Würde handeln können.
Sicher haben wir unsere Idealvorstellung, wie wir in Würde sterben möchten oder verdrängen wir dieses Thema? Die meisten Menschen wünschen sich, in ihrer vertrauten Umgebung, begleitet von vertrauten Menschen zu sterben. Doch ist das die Realität?
Mit welcher Einstellung lebe ich, wenn ich auf fremde Hilfe angewiesen bin und mein selbstbestimmtes Leben nicht mehr führen kann, abhängig von Pflege und Medizin? Falle ich dem Partner, Kindern oder Verwandten zur Last? Wenn ich alleine lebe, bekomme ich rechtzeitig Hilfe und Unterstützung? Wie bewältige ich meine Ängste?
Es gibt genug Gründe sich auf verändernde Lebenssituationen vorzubereiten und einzustellen. Das sind auch die Themen dieses Abends: Die Vergänglichkeit des Lebens.
Wie geht die Gesellschaft mit dem Problem Sterben um? Wird Gott und das Sterben aus  dem öffentlichen Bewusstsein verdrängt?  Ist der Mensch nur noch ein Kostenfaktor?
Was bedeutet es aus christlicher Sicht, in Würde zu sterben?
Zum Leben gehört der Tod und der Weg zum Übergang kann mit großen körperlichen und seelischen Schmerzen verbunden sein. Wie erlebt der Sterbebegleiter Herr Lüben solche Situationen?
Herr Lüben berichtete über seine ehrenamtliche Tätigkeit und was ihm hierbei wichtig ist.
Sterbebegleiter sein, heißt nicht, einen Menschen in den Tod, sondern ihn in der verbleibenden Lebenszeit zu begleiten.  Zuerst erfordert es Einfühlungsvermögen, sich auf den Sterbenden und auch auf die Angehörigen einzulassen. Durch Gespräche herauszufinden, was sind Wünsche und Bedürfnisse des Sterbenden. Wie ist seine seelische Verfassung? Wie reagieren die Angehörigen in dieser Stresssituation?  Diese Stimmung ist oft mit Spannungen und unterschiedlichen  Interessenslagen verbunden. Hier gilt es die Würde des Sterbenden zu bewahren, ihm Sicherheit und Zuwendung zu geben und für ein stabiles Umfeld zu sorgen.

Auf die Frage an die Referenten, ob aufgrund des Leidensdruckes des Sterbenden, der Wunsch nach Hilfe vorgetragen wurde, um aus dem Leben zu scheiden, brachte eine lebhafte Diskussion über  Sterbehilfe. Ist es nicht eine verbreitete Meinung in unserer Gesellschaft, dass bei Siechtum, starken Schmerzen, komatösem Zustand, Demenz, Leiden im Sterbeprozess usw. nur noch von einem Dahinvegetieren gesprochen wird?
Rechtfertigt der Grundsatz auf ein „selbstbestimmtes Leben“ in einer besonderen menschlichen Leidenszeit die Hilfe zum  Freitod? Haben wir als „soziale Wesen“, die in ihrem Leben immer auf andere angewiesen sind, überhaupt ein „selbstbestimmtes Leben“? Ist das Leben ein Geschenk und darf man ein Geschenk zurückgeben? Wird Sterbehilfe als Dienstleistung am Ende des Lebens bewertet?
Dekan Dr. Lückhoff erläuterte die christliche Sichtweise. Ohne Leben gibt es keinen Tod und zum Tod gehört das „Sterben in Würde“: den Sterbenden begleiten, Zuversicht, Schutz und Trost spenden; den Tod zulassen und dem Tod die Zeit geben, die er benötigt. Jeder Mensch hat auch im Sterben noch Wert und verdient die Achtung in Würde bis zum Tod begleitet zuwerden. Damit diese Werte auch umgesetzt werden können, hat unsere Gesellschaft noch
Nachholbedarf, damit menschliche und christliche Werte nicht verloren gehen.

Spontan kam von einer Zuhörerin die Forderung, dass Arbeitnehmer für die Pflege von Angehörigen endlich freigestellt werden müssen.
Je besser die Rahmenbedingungen auf ein „Sterben in Würde“ in unserer Gesellschaft Allgemeingut sind, desto weniger der Wunsch seinem Leben ein Ende zu setzen, so die Überzeugung von Dr. Lückhoff.
Dass die Begleitung von Sterbenden keine Einbahnstraße ist, berichteten Herr Lüben und Dr. Lückhoff. Der Händedruck von einem Sterbenden an einen Helfer oder die Verabschiedung vom Sterbenden durch die Angehörigen erfüllt diese mit Freude und Dankbarkeit. Ein positiver Aspekt des Sterbens.

Die zweistündige Diskussion konnte nicht alle Umstände des Sterbens erörtern und behandeln oder klare Ergebnisse liefern. Dazu ist die Problematik zu umfangreich und den schwierigen Einzelfällen würde nicht Rechnung getragen.
Wunsch der katholischen und evangelischen Christen ist es, dass Sie sich über die  „Würde des Sterbens“  eine Meinung bilden.
Es ist in Berlin geplant, ein Gesetz über Sterbehilfe einzubringen, in dem Regelungen wie in der Schweiz erlaubt werden, dem Sterbenden ein tödliches Getränk hinzustellen, damit er selbst sein Leben beenden kann. Unsere Referenten sahen sich aus menschlichen und religiösen Gründen dazu außer Stande.
Bitte schauen Sie genau hin, ob diese Regelungen menschlichen und christlichen Werten entsprechen und nehmen Sie Stellung.

Wenn ich als Teilnehmer der Diskussionsveranstaltung einen Wunsch mitnehme, dann sind es die Gedanken von Dekan Dr. Lückhoff zum Thema Gnade:
Möge es mir gelingen, mit mir selbst einig zu sein und den Tod annehmen zu können – auch mit Gottes Hilfe.
Text und Bild: Bernhard Thomas